Design Thinking — kill your darlings, um Probleme kreativ zu lösen
von Mirjam Liggefeldt
In der Gründer:innenszene, der Kreativwirtschaft und allgemein im Umfeld der neuen Arbeit zählt Design Thinking zu einer der beliebtesten Methoden, um auf kreative und systematische Art und Weise, Probleme zu lösen, sei es im Produktdesign, in Unternehmensprozessen oder bei den ersten Schritten eines Start Ups. Was sich genau dahinter verbirgt, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Ursprünglich stammt Design Thinking, wer hätte es gedacht, aus der kreativen Feder von Designer:innen und zwar, weil es die für sie typischen Werkzeuge wie Empathie und Experimentierfreude beinhaltet. Design Thinking lässt sich allerdings nicht auf einen einzigen Ansatz herunterbrechen, denn dafür gibt es zu viele verschiedene Varianten davon. Dennoch lassen sich einige Fixpunkte ausmachen, die diese Methode charakterisieren.
Was ist der Need?
Mit Design Thinking wird versucht, sich in die Köpfe der Menschen hineinzuversetzen, die das Problem betrifft. Was wird gewünscht? Was stört? Und wie kann etwas verbessert werden? Im Vordergrund stehen die Nutzer:innen und ihre Bedürfnisse, für die Empathie aufgebaut werden soll. Die erste Frage ist also: Was ist der Need? Dazu ist es oft hilfreich, Nutzer:innen zu interviewen und nach ihren Wünschen zu fragen.
Neben der Nutzer:innenorientierung ist zudem im Design Thinking grundlegend, offen an die Problemlösung heranzugehen, sprich, jede Idee, und damit ist wirklich jede Idee gemeint, aufzuschreiben und zunächst einmal als plausibel anzunehmen. Das fördert die Kreativität und verhindert, dass Ideen zu schnell als nichtig abgetan werden. Dieser Schritt ist auch als Ideation bekannt. Wenn genug Ideen gesammelt und verschiedene Lösungsmöglichkeiten definiert worden sind, kann man sich nun für eine Lösung entscheiden und einen ersten Prototypen entwickeln. Dieser sollte dann sobald wie möglich getestet werden, um ihn dann weiter zu modifizieren. Design Thinking ist keine lineare Methode, bei der die einzelnen Schritte nacheinander gegangen werden und ein Ziel sofort erreicht wird. Vielmehr handelt es sich um einen iterativen Prozess: Schritt 1 führt über Schritt 2 zu Schritt 3 und Schritt 4 und danach mag es sein, dass nochmal Schritt 2 gegangen werden muss, um im Anschluss daran Schritt 4 erneut zu machen. Auf dem Weg zu einer innovativen Idee springt man mehrmals vor und zurück.
1925 Modell — kill your darlings
Carsten Borch, selbsternannter Ideenentwickler aus Kolding in Dänemark, entwickelte das 1925 Modell. Dabei handelt es sich um eine Variante des Design Thinking in Form einer quietschgelben Toolbox mit verschiedenen Arbeitsmaterialien zur Unterstützung des Innovationsprozesses. Auf der Kieler Woche 2019 hielt Borch darüber einen kurzen Vortrag beim woderkant meets waterkant. Sein Ansatz dabei: In einem ersten Schritt müsse die gewünschte Verbesserung festgelegt, sprich, das Pferd von hinten aufgezäumt werden. Dann seien kristallklare Fragen nötig, um herauszufinden, was das Ziel des Ganzen sein soll. Neben der Frage, wer mit ins Innovationsboot geholt werden soll, gilt es unter anderem, Fakten zu sammeln: Was ist der Ausgangspunkt? Warum ist die Idee sinnvoll? Wie kann sie umgesetzt werden? Wo liegt die Relevanz und was sind die Vor- und Nachteile? Wichtig sei außerdem, sich zu trauen, die eigenen Ideen mit anderen zu vergleichen. Borch ist der Meinung, dass die eigenen Ideen immer wie das eigene heißgeliebte Kind seien: am liebsten und am tollsten. Aber das sei nicht förderlich, um im Schaffensprozess voranzukommen, weshalb das Credo disturb yourself laute. Auch bekannt als kill your darlings.
Carsten Borch arbeitet mit unterschiedlichen Akteur:innen zusammen, aus der Start Up Szene, mit Kindern und Jugendlichen sowie Behörden und Hochschulen. Wenn ihr mehr über das 1925 Modell erfahren möchtet, dann geht einfach auf Borchs Instagram-Profil.